Coco Marittima

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This article was written on 14 März 2016, and is filled under Meergeschichten.

Endlich: Der Panamakanal!

Darauf haben wir lange gewartet: Heute abend, am 11. März 2016 um 17.30 beginnt das Abenteuer Durchquerung des Panamakanals. Leider bei Nacht. Aber bei den Schleusen werden wir dank starkem Kunstlicht trotzdem alles sehen.

Der Panama-Kanal durchquert die Landenge von Panama und teilt das Land: Dabei verbindet der 81,6 Km lange Kanal den Atlantik (Colon) und den Pazifik (Panama City). Die gesamte Panamakanal-Durchfahrt beträgt acht bis zehn Stunden. Zusammen mit einem Lotsen kommt eine qualifizierte Seilschaft an Deck, die das Schiff vor der Einfahrt in die Schleuse mit beidseits fahrenden Treidelloks (Zahnradbahnsystem) vertäut. Ihre maximale Geschwindigkeit beträgt 5 km/Std. Sie garantieren eine zügige und sichere Durchfahrt durch die Schleusenanlagen.

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Unser Lotse macht diesen Job seit 26 Jahren und hat den Kanal mehr als 5000mal durchfahren. Schluck. Ich glaube, der sieht sogar, wenn an den Riesenleuchten bei den Schleusen eine Glühbirne erloschen ist, die gestern noch funktionierte…

Gatun-Schleuse1

Jedes Schiff passiert im Kanal sechs Schleusen: Die drei aufeinanderfolgenden Kammern der Gatunschleusen mit denen ein Niveauunterschied von 26 Metern überwunden wird, der durch die Höhenlage des Festlandes zustande kommt. Wir teilen uns die Schleuse mit einem vor uns liegenden Riesentanker aus Mumbai. Nachdem sich die Schleusen hinter uns geschlossen haben, dauert es gerade mal neun Minuten bis der Schleusenraum mit Wasser gefüllt ist.

Gatun-Schleuse2

Nach den Gatún-Schleusen weitet sich die Landschaft und man fährt in den Gatúnsee. Da das gesamte Gebiet während des Kanalbaus geflutet wurde, sind die heutigen grünen Inselchen nichts anderes als Hügelspitzen. Das Wasser dieses Sees flutet die Schleusen. Nach der Aktion fliesst es in den Atlantik. Millionen von Litern Süsswasser für immer verloren.

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Jetzt ist es da stockfinster. Zum Glück musste ich jedoch heute morgen mit einem Chauffeur nach Colon fahren, um Gemüse und Salat einzukaufen, und dazu muss man den Panamkanal überqueren sowie  ein Stück am Gatunsee entlang fahren. Da habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, den Kanal zu Fuss zu überqueren und die Schleusen von dieser Seite zu bestaunen.

Kanal z Fuess2

Nach dem Gatúnsee folgen die Schleusenanlage Pedro Miguel und die zwei Schleusen von Miraflores, welche die Schiffe wieder hinunter auf den Level des Pazifiks bringen. Bei diesen Schleusen wird das Wasser abgepumpt.

PedroMiguel1

PedroMiguel2

Und dann öffnen sich die Schleusen (Video im Zeitrafferformat): PedroMiguelLock

Angepasst an die Schleusenmasse können bis heute nur Schiffe der sogenannten Panamax-Klasse den Panamakanal durchfahren, d.h. maximal 294,3 Meter lang und 32,3 Meter breit. Die heutigen Frachter werden jedoch immer länger und breiter. Deshalb baut man an einer Erweiterung des Kanals. Eröffnung soll noch dieses Jahr sein.

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Es ist nach zwei Uhr nachts und die Begeisterung noch immer nicht verflogen. Wir fahren unter der Strassenbrücke Puente de las Américas hindurch, welche den Westteil des Landes mit Panama-Stadt verbindet, und kurz darauf werfen wir im Pazifik den Anker mit Sicht auf die Wolkenkratzer von Panama-Stadt. Buonas noches!

PanamaCity

Eine Kurzversion des Kanalbaus: Vor dem Bau des Kanals war die schnellste Seeverbindung von der Ostküste zur Westküste Amerikas die lange und gefährliche Umschiffung des Kap Hoorns. So versuchten sich ab 1880 die Franzosen am Bau des Kanals – unter der Leitung von Ferdinand de Lesseps, dem Erbauer des Suez-Kanals. Doch sie unterschätzten die geologischen Schwierigkeiten und vor allem die  Tropenkrankheiten, denen in neun Jahren 20’000 Arbeiter zum Opfer fielen. Kurz darauf meldete die Kanalgesellschaft Konkurs an.

Die USA übernahm die Konzession noch so gern und zettelte dafür – im damals noch zu Kolumbien gehörenden Panama – eine Revolution an, um vor Ort eine in Washington akzeptierte Regierung zu erzwingen. Mit einem Vertrag erhielten sie schliesslich die Kontrolle über die Kanalzone und begannen 1904 mit den Bauarbeiten – unter der Leitung des Chefingenieurs John Stevens. Fast 50’000 Arbeiter sprengten mit 30 Millionen Kilogramm Dynamit den Kanal durch den vom Gelbfieber verseuchten Dschungel. Sie hoben etwa 180 Millionen Kubikmeter Erde und Gestein aus, errichteten die Schleusen und stauten den Gatún-See. Der Bau kostete 386 Millionen Dollar, und am 15. August 1914 wurde der Panamakanal eröffnet. Fast ein Jahrhundert lang behielten die USA die Kontrolle über die Kanalzone, erst am 31. Dezember erhielt Panama die vollständige Souveränität über die Wasserstrasse.

Heute passieren über 14’000 Schiffe jährlich den Panama-Kanal. Die Durchfahrtsgebühr wird mit einer eigenen Volumen-Masseinheit berechnet, der Panamakanal-Nettotonne, welche 2,8 Kubikmeter des kommerziell genutzten Schiffsraumes entspricht. Die beladene Panamakanal-Nettotonne wird zur Zeit mit 2,21 US-Dollar berechnet und die ungeladene mit 1,76 US-Dollar. Das panamaische Containerschiff MSC Fabienne bezahlte im Mai 2008 die bisher höchste Kanalgebühr: 317’142 US-Dollar. Teuer ist die Durchfahrt auch für grosse Kreuzfahrtschiffe. Und zwar vor allem wegen des Gewichts der vielen Passagiere (zu viele Buffetfresser!) und der Fracht an Bord. Richard Halliburton bezahlte im Jahre 1928 nur 36 Cent um den Kanal zu durchqueren. Er schwamm.

 

2 Comments

  1. pierre
    April 1, 2016

    Willi au mal gseh …

  2. claudestrolz
    März 14, 2016

    das isch wuerklich sehr idruecklich

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