Coco Marittima

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This article was written on 11 Jan. 2016, and is filled under Meergeschichten.

Quer durchs Karibische Meer mit 12 Gästen

St. Barthélemy / St. Barths

Die Cruise mit dem Eigner lässt uns zuerst bei St. Barthélemy/St. Barths ankern. Über 50 grössere Jachten gruppieren sich ausserhalb des kleinen Hafens von Gustavia – es sieht aus wie sommers zwischen Monaco und Cannes. Die teuerste aller Karibikinseln zieht auch die passende Klientel an: Hier beugen sich die Berühmten, Reichen und sonstige Vips über ihre eisgekühlten Roségläser und streunen nach dem sonnenbaden an ausgewählten Stränden durch die luxuriösen Designerboutiquen. Nicht umsonst wird das Inselchen auch Sandkasten für elitäre Erwachsene genannt.

Anguilla, Necker Island und Bieber

Dagegen ist das langgezogene und flache Eiland Anguilla beinahe ein langweiliger Flecken Erde, bestehend aus Kalkstein und Korallen. Zudem ist die Insel «nichtsouveränes britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie». Wie bitte? Ja ja, es ist alles etwas kompliziert hier in der Karibik mit der nationalen Zugehörigkeit, Unabhängigkeit und dem Ex-Kolonialstatus – dies variiert von Insel zu Insel. Aber die Briten setzen dem ganzen wirklich oft die Krone auf. Denn es gibt auch noch das sogenannte Crown Land. Das sind hier in der Karibik kleine Gebiete/Enklaven der eigentlich unabhängigen Inselstaaten, wie z.B. einige Marinas in Antigua oder die Bucht Northsound der Virgin-Insel Gorda und die ersten paar Meter Strand von Sir Richard Bransons (Mr. Virgin Airlines/Records/etc.) Privatinsel Necker Island. Kurz und stark vereinfacht gesagt: Will die Queen diese Fleckchen Crown Land eines Tages voll und ganz zurück haben, kann sie sie jederzeit wiederhaben. Ach, diese Engländer sind einfach nie über den Untergang des Empires hinweggekommen…

Aber nun zurück zu Anguilla. Wir fahren unsere Gäste für den Lunch auf die kleine Insel Sandy Island, wo grillen und picknicken nicht erlaubt sind. Der Inselchef Giorgio will kein einziges Geschäft missen, so bleibt jedem Besucher nur das kleine Restaurant zur Auswahl. Unserer jungen Gästeschar ist es egal, sie kippen ihre Shots auch dort. Und auf wen treffen sie danach am Strand? Auf Justin Bieber. Das Jüngelchen verbringt dort mit Mama und Papa ein paar Tage Urlaub, langweilt sich zu Tode und ist über das Treffen mit unseren Gästen höchst erfreut, bringt dies doch etwas Abwechslung in sein tristes Inselleben, der Ärmste. Als er jedoch fragt, ob er zur Abendparty mit auf die Jacht kommen kann, winkt unser Besitzer ab. Ein Korb für Biebs! Wir finden es grossartig und sind mental ganz auf der Seite unseres Eigners, hehehe.

Sandy Island

Sandy Island: Ja, Justin Bieber bleibt hier!

 

British Virgin Islands

Wir kurven um Virgin Gorda, Tortola und viele kleinere Inseln der British Virgin Islands herum. Die Strände sind fantastisch. Am eindrücklichsten ist die drittgrösste BVI-Insel, Virgin Gorda. Kolumbus nannte sie «die dicke Jungfrau», da ihre Umrisslinie einer auf dem Rücken liegenden Frau ähnelt.

Virgin Gorda

Strand auf Virgin Gorda

Die Hauptattraktion sind die «Badezimmer». Dies sind geologische Formationen vulkanischen Ursprungs in Strandnähe, welche aus gewaltigen Granitblöcken bestehen und zum Meer hin kleine Grotten bilden, umspült von kitschig türkisblauem Wasser. Wäre da nicht die dödelnde Steeldrummusik, die der Wind aus irgend einem Ferienbungalow hinter dem Mangrowenwäldchen hinüberträgt, das kurze Verweilen in einer dieser Grotte wäre perfekt gewesen.

Virgin Gorda Bath

Eines der Badezimmer

 

St. Thomas, US Virgin Islands

Nun also mal wieder eine Einreise in die USA. Crew wie auch Gäste werden mit einem Minibus zur Einwanderungsbehörde gekarrt. Ein schmuckloser Bau mit einer grummligen Einlasserin, zwei Schaltern, hinter einem ein fröhlicher, hinter dem anderen ein strenger Offizier. Je nach Nationalität und Sympathiekurve dauert die Zeitspanne etwas kürzer oder länger bis der Stempel auf eine der Passseiten niederbolzt. Und einen Tag später sind wir wieder Gäste-frei.

StThomas1

St. Thomas ist nicht wirklich berauschend. Klar, auch hier sind die Strände schön und das Eiland ist ziemlich grün. Doch fast alles ist auf Kreuzfahrtpassagiere ausgerichtet, viel Ramsch und überrissene Preise für was auch immer. Im Zentrum drängt sich Laden neben Laden mit Kitsch und Blingbling, und zuhauf werden Uhren und  Schmuck mit Edelsteinen angeboten. Alles taxfrei und natürlich Originalware, so auch im «Little Switzerland», hmmm.

StThomas3

Tagsüber ist alles hübsch und beschaulich, doch nach Einbruch der Dunkelheit ändert sich die Szene. Die Kriminalitätsrate ist ziemlich hoch und so spaziert nachts niemand ausserhalb geschützter Gelände zu Fuss herum, sondern bewegt sich nur per Auto. Apropos Auto, eine Eigenheit haben sie hier: Einzig und allein hier herrscht innerhalb der USA Linksverkehr. Da in der Vergangenheit neben den Dänen, Spaniern, Franzosen auch die Engländer ihre Machtsansprüche aufrecht erhielten, wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts der Linksverkehr eingeführt. Viele Autos gab es damals noch nicht, meistens handelte es sich um von Eseln gezogene Fuhrwerke. Als die USA 1917 das Eiland kauften und sich die Zahl der Fahrzeuge erhöhte, führten die Amerikaner den Rechtsverkehr ein. Die Folge war ein Desaster! Es kam zu unzähligen Unfällen. Nicht von Seiten der Fahrzeuge, doch von jener der Esel. Waren sie sich doch seit jeher gewohnt auf der linken Strassenseite zu zotteln, konnte man die sturen Viecher einfach nicht dazu bringen auf die rechte Seite zu wechseln. So wurde der Rechtsverkehr abgeschafft und man kehrte zum Linksverkehr zurück. Die Autos jedoch, die heute hier im Linksverkehr herumkurven, kommen alle aus den USA und werden durchgehend links gelenkt. Ob sich dadurch die Zahl der Unfälle wieder auf Eselsniveau erhöht hat, bleibt verschwiegen…

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