Für uns ist der Abschluss der Show spektakulär: Mit einer Party auf dem Sonnendeck des 90 Meter langen Schiff Lauren L. Drinks und Fingerfood zuhauf und eine lokale Reggaeband, die vier Stunden live jammt, die Gäste hüpfen und tanzen und bringen dabei beinahe die Latten des Decks zum klappern. Ein Besoffner steckt sich Sushi in die Jackentasche, jemand verschüttet seinen Pina Colada und der daneben fällt rückwärts ins Jacuzzi – Zeit, das Feld zu räumen…
Der erste freie Nachmittag in Antigua. Die Sonne brennt und der Pigeon Beach ist nur ein 15minütiger Spaziergang entfernt. Nix wie hin! Feiner Sand, der beim ins Meer waten sanft an den Füssen abrutscht, ein paar Mangroven-artige Büsche und Schatten werfende Palmen – alles so, wie aus dem Ferienkatalog. Wären da nicht diese kleinen fiesen Antigua-Mücken. Der Amerikaner nennt sie «non-sees», weil man sie vor und während ihrer Attacke kaum sieht, dafür aber umso mehr spürt. Dazu hat unsere Stewardess eine Theorie entwickelt: Sie vermutet, dass Weisse viel öfter gestochen werden, weil die Dunkelhäutigen bestimmt eine dickere Haut hätten und die Mücken somit mit ihrer «Stechnase» nicht mehr zum Blut vordringen könnten. Wir lachen, und die Ärmste ist verunsichert. Sie ist so eine Gute, aber irgendwie hat sie sich mit 97% der Bevölkerung hier noch nicht so richtig angefreundet.
Am Sonntag endlich Musse und Zeit das Eiland besser kennenzulernen. Mit einem Japanergöppel fahren wir hier im Süden, in unserem Falmouth Harbour los. Aber warum kommen uns die Autos hupend entgegen? Ah ja, ganz vergessen, Linksverkehr. Für Ungeübte vor allem an den Kreiseln eine Herausforderung. Nach ein paar Kilometern ist aber auch dies gegessen.
Nach 15 Minuten biegen wir in den Fig Tree Drive ein, der durch hügeliges Grün, normalen Wald und Regenwaldgebiet bis zur Küste führt. Fast alles wächst wild, kultivierten Anbau sehen wir kaum. Wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum das meiste importiert wird. Bananenstauden säumen ab und an die Strasse, Avocadobäume stehen am Waldesrand sowie einige andere tropische Fruchtbäume, die wir nicht kennen. Und schon prasselt tropischer warmer Regen nieder. Erde und Strasse saugen das Nass auf, und es riecht nur ganz kurz nach «Nassphalt». Die holprige Strasse windet sich noch ein paar Mal und dann sehen wir wieder das Meer, dort wo die südwestliche Küste beginnt. Lange weisse Strände säumen ein türkisblaues Meer, vereinzelt sieht man kleine Resorts, aber sehr dezent und keine Ungeheuerlichkeiten von zugepflasterten Ufern wie andernorts.
So fahren wir gemächlich der Hauptstadt St. Johns entgegen. Die Strassen sind holprig und am Rand stehen die kleinen, bunten Holzhäuschen der Antiguaner. Von vielen blättert die Farbe ab, an den Veranden fehlt mal eine Holzlatte oder die Hälfte des Geländers, das bisschen Land rund um die Häuser ist meist verwildert. Hier fehlt es wahrscheinlich an so einigem, Wohlstand sieht jedenfalls anders aus. Auch die Hauptstadt St. Johns besteht hauptsächlich aus Holzhäuschen, ausser das Parlament, der Spital, einige private Schulen, Supermärkte und Kirchen. Im Hafen liegen gleich drei Kreuzfahrtschiffe. Sie sind leer, die Touristen auf irgendwelchen Touren in Bussen auf der Insel unterwegs. Wir fühlen uns etwas verloren in der Hauptstadt, irgendwie haben wir etwas anderes erwartet. Etwas mehr Urbanität und Leben anstelle von fehlender Atmosphäre und Eintönigkeit. Da helfen auch die bunten Plastikchristbäume auf dem Vordach eines Möbelgeschäfts nicht weiter.
So fahren wir weiter nach Norden, wo wir nichts spezielles entdecken und queren über St. Johns gen Osten. Vorbei am kleinen Flughafen landen wir irgendwann bei Parham in einem wirren am Strand liegenden und von grünen grossen Sträuchen fast zugewucherten Dorf, in dem uns die Bewohner unfreundlich angucken. Das Gefühl in der Magengegend ist irgendwie lähmend, schnell weg hier. Über eine Strasse, die offiziell als Highway beglaubigt ist, düsen wir wieder auf die Westseite der Insel. Und dort im Jolly Harbour am Castaway-Strand lassen wir uns endlich nieder. Und finden leckeres Essen, bequeme Liegestühle, weicher Sand, warmes Meer und einen unbezahlbaren Sonnenuntergang.
Geht doch.