Und nun also Antigua, die Insel, auf der wir drei bis vier Wochen bleiben werden. Der Wind pfeifft uns draussen an der Küstenlinie um die Ohren. Wie wir in die Hafeneinfahrt vom Falmouth Harbour im Süden der Insel einbiegen, wird’s etwas ruhiger. Aber nie ganz windstill, immer bläst es, auch an Land – mal stärker, mal schwächer. Bei 30 Grad ist das manchmal ganz angenehm, auch wenn es einem die Haare um die Ohren zwirbelt und sie gleichzeitig an der Zunge kleben.
Bereits am ersten Tag merken wir, dass es den Menschen hier wirtschaftlich schlechter geht als in Martinique. Bereits der kleine Supermarkt in der Marina ist ein kleiner Schock. So viele Jachten liegen hier und der vielleicht 20 Quadratmeter kleine Laden hat ein paar Poulets im Kühlschrank, zwei Pack von etwas Hamburger-ähnlichem, englischer Speck, fünf Joghurts und ein Kilo salzige Butter sowie einige Früchte und etwas Gemüse. In den am Boden stehenden Kratten liegen zwei Salate, viel Zwieblen und dann aber 3 verschiedene Arten von Kartoffeln. Plus der ganze Chips-, amerikanische Pseudopasta- (Cheese Maccaroni!) und Büchsenabteilung. Hmm, da kommt beim Jachtchef nicht wirklich Freude auf. Lebensmittel müssen wir über unseren lokalen Agenten bestelle, der diese dann in der Hauptstadt St. Johns besorgt. Da weiss man halt nie, was man dann wirklich in der Postitasche hat.
Dafür gibt es lustige Begegnungen, die ich in unserer globalisierten Welt fast nicht mehr für möglich gehalten habe. Da die Jachten für die Bootshow blitzblank sein sollten, nehmen alle Tagesarbeiter an Bord. Auch wir. Und es kommt Talisha, eine hochgewachsene, schwarze Zwanzigjährige mit superkrausem Haar, welches in alle Richtungen absteht. Unsere ostukrainische Stewardess, selbst blond und bleich, kriegt fast den Mund nicht mehr zu und schaut etwas ängstlich. Abends, als wir unter uns sind, sagt sie: «Ich habe noch nie einen so dunklen Menschen gesehen, alles an ihr war schwarz, auch die Augen. Nur das Augenweiss und die Zunge waren nicht schwarz!» Sie stottert beinahe. «Und habt ihr diese Haare gesehen?» Wir lachen. Und sie ist erstaunt, dass es nicht allen so geht. Dafür hat Talisha während sie an Bord war, zum ersten Mal in ihrem Leben einen italienischen Espresso getrunken. Ich glaube, wir haben sie süchtig gemacht…
Am zweiten Tag der Bootshow flattern plötzlich tausende von blassgelblichen Fitzelchen in der ganzen Gegend durch die Luft. Es sieht auf den ersten Blick ähnlich aus, wie wenn in New York zu Paraden Papierkonfetti aus den Wolkenkratzern geworfen werden. Erst bei genauem hinsehen, entdeckt man, dass die Fitzelchen nicht nur nach unten, sondern gerade, in Schwüngen oder auch mal zickzack wieder nach oben sausen. Es sind tausende von Schmetterlingen! Blassgelb mit einer schwarzen Kante. Das Spektakel dauert einige Minuten, dann sind sie bis auf ein paar Einzelexemplare mit den Lüften entflogen.
Es wird viel gebaut auf Antigua und allerorten werden Villen und Residenzen verhökert. Dabei gilt: Je spektakulärer der Standort, desto grösser die Chance das Objekt zu einem hohem Preis abzusetzen. Bei der Einfahrt in den Falmouth Harbour ist mir auf dem Felsen linkerhand dann dieser Bagger aufgefallen. Wahrlich ein abenteuerlicher Arbeitsplatz! Ob da die SUVA bei plötzlichem abrutschen wohl aufkommt?
Juhui, lässig, dass mir vo dinere Reis in Zuekunft es bitzli mit überchömmed. Ich freu mi uf wiiteri Gschichte.